Schon vor dem Frühstück stürzen sie
die Unermüdlichen in die Fluten. Es ist etwas frischer als sonst,
und die Sonne kann sich noch nicht so recht entscheiden.
Trotzdem ist auch dies ein lohnender
Gang gewesen. Als erstes begegne ich einem Stachelrochen, der
elegant knapp über dem Meeresboden vorwärts zu schweben scheint.
Und immer wieder entdecke ich etwas
Neues und Faszinierendes unter Wasser.
Noch dem Frühstück soll es mit der
Chefin unserer Anlage losgehen zum traditionellen Fijidorf.
Der Motor des Bootes streikt
zunächst, besinnt sich dann doch eines anderen.
Im Dorf müssen wir uns an herrschende
Vorschriften halten.
Männer müssen einen Sarong tragen, bei Frauen
müssen die Knie und Schultern bedeckt sein. Anna hilft den Männern,
damit ihre Tücher ordentlich geknotet sind.
Die traditionellen Häuser sind mit
Stroh gedeckt und die Wände ebenfalls aus festem Gras. Das Dach muß
in kurzen Abständen neu gedeckt werden, weswegen in den neuen Häusern
Wellblech bevorzugt wird. Diese Häuser mit festen Wänden überstehen
auch 10 Jahre, aber in der größten Hitze sei es darin nicht
auszuhalten, weswegen sich die Alten ihre traditionellen Hütten
bauen lassen und lieber darin leben.
Wenn es unerträglich heiß ist, kann
jedermann im Dorf auch in das erhöht liegende Versammlungshaus des
Clanchefs gehen und dort auf seiner mitgebrachten Strohmatte
schlafen.
5 von 6 Türen stehen Tag und Nacht offen.
Nach einem kurzen Rundgang landen wir
in eben diesem Gemeinschaftshaus.
Wir setzen uns auf die
Bastmattenfransen und erfahren, dass der Stammesälteste 29 Jahre in
Kanada gelebt habe und man ihn dann zurückbeordert hätte, da die
Vakanz der Häuptlingsposition nunmehr über 20 Jahre gedauert habe und
es an der Zeit gewesen sei, einen neuen Häuptling zu wählen. Der Chief habe
dann sofort seine Verantwortung für den Stamm ernst genommen und
seitdem auch Fiji nicht wieder verlassen.
Die Insignien seiner Inthronisation
sind grausam. Neben einem Hut, Kamm und Walfischzahn gibt es
eine große hölzerne Gabel. Solche Gabeln wurden früher zum Zerteilen von
Menschenfleisch benötigt. Vor etwa 100 Jahren sei der letzte
Missionar verspeist worden.
Bei einer Amtseinführung muss absolute
Ruhe herrschen. Die Kinder werden in die Schule verbannt, die Hunde
weit weg angebunden. Keiner darf einen Mucks von sich geben oder
herumzappeln. Bei der letzen Feierlichkeit hätten Eltern ihren etwas
behinderten Sohn im Haus vermutet. Dieser kam jedoch
herausgesprungen, lärmte und störte. Er bekam dann schnell einen
schweren Schlag in die Beine, sodass er zusammenbrach und wurde er
fix von anderen weggeschleppt.
Die Männer des Stammes sind zur Feier
des Tages völlig schwarz angemalt. Neben dem Chief sitzt sein
Sprecher.
Erst nach der Inthronisation spricht der Herrscher direkt
zum Volk, davor läuft jegliche Kommunikation nur über den Sprecher.
Die Herrschaft im Stamm scheint in der
Familie zu bleiben. Es findet sich letztendlich immer ein Cousin der
Tante vom vorletzten Onkel, der einen Posten einnehmen kann, bevor
etwas an einen anderen Stamm übergehen würde.
Unsere Lodge sei Eigentum des Stammes
und seit etwa 7 Jahren trage sie sich selbst. Zuvor hatte man sich
zum Aufbau des Ganzen Geld aus dem ganzen Stamm zusammengeliehen.
Kinder, die nicht so gut in der Schule
seien, dass sie weiterführende Schulen besuchen können, bekommen als
erste einen Ausbildungsplatz in der Lodge, damit sie arbeiten lernen.
Am Ende der Ausbildung seien sie dann meist so weit, dass sie in
anderen Resorts arbeiten könnten und dort auch gerne genommen
würden.
Im Gemeinschaftshaus sind 5 Türen. 4
davon können regulär benutzt werden, die fünfte ist ausschließlich
dem Stammeschef vorbehalten. Auf dem Foto ist es die rosa
angestrichene einzelne Tür hinter den Zeremonialgegenständen der
letzten Amtseinführung. Alles, was mit der weißen Muschel
gekennzeichnet ist, gehört dem Clanchef.
Wenn er stirbt und ein neuer wird
gewählt, dann werden die jetzt vorhandenen Insignien entfernt, und
die neuen werden angebracht.
Rechts steht die traditionelle Kavaschale, die jeden Abend zum Einsatz kommt.
An den Deckenbalken hängen die Utensilien der letzten Wahl
zum Oberhaupt der Stammesgemeinschaft.
|
der Kamm |
|
die Gabel |
|
handgeflochtene Matten an den Wänden |
Es gibt noch viele andere Regeln. Kein
Hut oder Kappe auf im Dorf! Eigentlich muß auch die
Sonnenbrille ab, wir durften sie aber auflassen.
Betreten
darf man ein Dorf schon mal gar nicht, wenn man nicht eingeladen ist
oder von jemandem wie unserer Lodgechefin, die offenbar zu den
oberen Kreisen des Clans gehört, mitgenommen wird. Der Zugang und Verlassen des Dorfes ist uns nur über einen bestimmten Weg gestattet.
Es darf keine zu kurze Kleidung
getragen werden, insbesondere sollen die Damen sich schicklich
kleiden, aber auch die Männer kriegen ein Tuch um die Hüften
gebunden.
Im Stamm gibt es diverse
Religionsgemeinschaften. Man stelle sich das nur mal vor. 50 Leute
in einem Dorf, und die Missionare dieser Gruppen schämen sich nicht,
da noch großartig Werbung für ihr spezielles Grüppchen dazu
machen. Ganze Familien werden so gespalten. Selbst eine riesige
Methodistenkirche hätte dieses insgesamt ärmlich wirkende Dorf mit
eigenen Mitteln finanziert. Wo bleiben denn die großzügigen Spenden von den Mutterkirchen???
Eine andere, massiv gebaute Kirche soll
250 Jahre alt sein. Die Wände sind aus Korallengestein gemacht. Zum
Jubiläum habe es eine große prachtvolle Feier gegeben.
|
die alte Steinkirche |
|
mit modernem Wellblech gedeckt |
Nahe bei der Kirche steht die Dorftrommel.Trommeln sind uns öfters begegnet. In den Hotels kündigt sie die
Mahlzeiten an, im Dorf die Mittagszeit. Pünktlich um 12 wird
getrommelt.
|
die traditionelle Trommel darf nirgends fehlen |
|
|
|
Zum Abschluss des Rundganges durch das
Dorf begeben wir uns unter das Vordach des Gemeinschaftshauses, wo
einige ältere Frauen Souvenirs verkaufen.
Dann müssen wir auch schon zum Meer, um unser Boot zu besteigen. Unsere "Führerin" drängt zur Eile.
Die Eltern unserer Führerin sind in der Clanhirarchie ebenfalls irgendwo hoch oben angesiedelt. Sie leben trotzdem
genauso einfach wie alle anderen.
|
das Gemeinschaftshaus |
|
offizielle Brücke, die ins Dorf führt |
|
eine Art Dorfbegrenzungspfahl |
|
der Weg zum Meer |
|
Pause am Meer |
|
Zähneputzen ist nach dem Mittagessen angesagt |
Nun geht es zum Boot zurück, und
geschwind schaukeln wir dem Mittagessen entgegen.
Eine kurze Runde Schnorcheln ist am Nachmittag noch
drin, dann bereiten wir uns auf die Kava- Zeremonie und das Abendbrot
vor.
Nachdem ich ja meine Kamera schon
schlecht geredet habe, habe ich endlich das Unterwasserprogramm
eingestellt und siehe da, ein wenig mehr Farbe bringt sie
schon. Allerdings hätte das natürlich bei völlig kaputtem Riff und
fehlenden Fischen auch keine Wunder bewirken können.
Als erstes begegnen mir zwei
Stachelrochen, dann wird es bunter.
Schade, dass ich diese faszinierende Unterwasserwelt
nur noch morgen bestaunen kann.
Nun geht es langsam zum Abendprogramm, wie jeden Abend, eine Kavazeremonie mit Musik. Diesmal werden wir mit einbezogen.
|
romantischer geht es kaum |
Mit viel Gesang und Begleitmusik machen
die Einheimischen zunächst ihre eigene Kavazeremonie.
Ohne den Clanchef, hier im
Bild, läuft gar nichts. Er trägt einen mächtigen Leib vor sich
her und hat die lauteste Stimme.
Dann sind wir dran.
Wir nehmen alle auf einer Bastmatte auf
dem Boden Platz und verdrehen unsere Beine möglichst nach hinten,
bedecken unsere Knie und sind allesamt schicklich gekleidet.
Eine bestimmte Wurzel -die Kavawurzel- wird pulverisiert
und kommt dann in eine Art Sack aus Stoff oder feinem
Kokosfasergeflecht. Dieses Pulver wird dann im Sack in der
Kavaschüssel mit Wasser immer wieder durchgeknetet. Am Schluß wird
der Beutel herausgenommen und zurück bleibt eine etwas milchig-
bräunliche Flüssigkeit. Diese wird dann in halben Kokosnußschalen
abgefüllt immer wieder hin- und hergereicht zwischen dem, der
geknetet hat und ausschenkt und dem, der mit dem Genießen dran ist.
Bevor man die Schale annimmt, muß man in die Hände klatschen, dann
wird mit die Schale mit beiden Händen genommen und man soll
austrinken. Danach spricht man "vinaka"! Danke! ,
gibt die Schale zurück und klatscht 3x kräftig in die Hände.
Es schmeckt so ähnlich wie aufgelöste
Tonerde, und man bekommt danach ein minimal betäubendes Gefühl im
Mund, irgendwie antiseptisch anmutend.
Die Menschen auf Fiji würden im Kreise
ihrer Lieben dieses Gebräu jeden Abend genießen. Es sei eben
dasselbe wie bei uns das Bierchen zur Nacht.
Alkohol sei nicht enthalten, trotzdem
gebe es einen Gewöhnungseffekt, und man müsse es eben jeden Abend
haben.
Früher dürften die Menschen erst ab
dem 25. Lebensjahr teilnehmen. Diese Altersgrenze gebe es aber nicht
mehr.
Nach der Zeremonie singen sie mit uns
ein Lied, und wir müssen 3 Strophen schaffen. Warum sie sich dabei
offenbar über uns kaputt lachen, haben wir nicht herausgefunden.
Dann sollen wir singen, aber ganz so
tüchtig sind wir im Allgemeinen ja nicht mit den Darbietungen
unserer deutschen Liederkunst. Ein paar kriegen wir zusammen,
wiederum sehr zur Freude der Einheimischen. Vielleicht sollte ich
demnächst nur noch mit kleiner deutscher Liederfibel verreisen.
Der Chef hat sich mittlerweile umgezogen und das Musikprogramm wird in großer Runde fortgesetzt.