Samstag, 31. August 2013

Linie 3

                              
                                                 Blumen für den Retter 

 (Bild hängt im Museum für Völkerkunde in Seoul )
Henryk hat mich gerettet und das Fotofressmonster erlegt ! Danke ! Es wird aber nicht verraten, wer das Monster war.


Donnerstag, 29.8.13

Um kurz nach 15:00 gehe ich los. Endlich hat es aufgehört zu regnen.
Orange line No 3, so heisst  mein erstes Ziel.
Ein schmaler Weg direkt an der Schnellstrasse, max. 1m breit, dann noch zusätzliche 30 cm auf der Strasse abgeteilt durch weiße Linie. Das reicht, man muss ja nicht zu Dritt nebeneinander gehen. 
Dadurch ist man in ca 8 Min. schon bei der " Green line". Es stinkt sowieso in der ganzen Stadt ständig nach Abgasen, also kann man auch dort entlang gehen.


Ich  besuche die  Palastanlage Gyeongbokgung Palace ( ursprünglich von 1395 ).




Der Palast erinnert mich an den Kaiserpalast in Peking, vielleicht ist er nicht ganz so pompös.  Er ist der weitläufigste der in Seoul erhaltenen 5 Paläste aus der Joseon- Dynastie. 


Ist man durch die 3 oder 4  Hallen durch, kommt man in ein riesiges Areal mit Park und einem verschachteltem Häuser - Hofsystem. Die schön geschwungenen Dächer mit den Drachen und sonstigen Fabelwesen heben sich leider gegen den grauen Himmel kaum ab.


Auf dem Gelände ist auch das National Folk Museum of Korea untergebracht, was einiges Interessantes zu bieten hat, zumal ich mich nicht allzu viel mit der älteren koreanischen Geschichte beschäftigt hatte. 




Mit solchen Gerätschaften wurde man als hoher Herrscher gelegentlich durch die Gegend getragen oder gefahren.



Leider schreien die Reiseführer der koreanischen Gruppen ihre Ansagen derart laut durch die Räume, dass es fast durch das ganze Museum zu hören ist. Zum Glück geht es mehr als schnell, dann ist die Gruppe schon vorbeigerannt, und es ist wieder Ruhe. Offenbar ist man hier sehr oft in Eile.

Um 18 Uhr ist Schluss mit Besichtigungen, und ich bin schon fast verhungert. Vor ein paar Stunden konnte ich mich gerade noch mit einem Müsliriegel retten, aber nun muss es losgehen!
Da bislang ALLE Leute sehr freundlich waren, ist auch gleich der nächste Tipp parat. Einfach 3 Blocks weiter und dann rechts.
Und tatsächlich. Endlich mal eine nicht herausgeputzte Ecke, sondern eine kleine enge Strasse, voll mit Koreanern. 
Hier trägt die Großmutter noch die glühenden Kohlen in den Ofen am Straßenrand, der Opa schläft, obwohl er den kleinen Nackthund sicher bewachen soll, damit er nicht im Topf landet.
 Man sitzt in meist ganz kleinen Lokalen oder auf Plastikstühlen draußen auf der Strasse und geniesst die nachlassende Schwüle des Tages.






Mir  unbekanntes Meeresgetier ist reichlich im Angebot, aber eigentlich ist mir noch fast alles hier fremd.
 Nur Kimchi sehe ich immer wieder, ohne Kimchi ist ein Essen kein Essen. Für Koreaner jedenfalls.




Ich gehe in ein Lokal, das auf den Abbildungen auch eine Portion Reis zeigt und bestelle dann "Rote Bohnen-Suppe" mit diversen Einlagen, von Pilzen zu Kohl, winzigen Rindfleischscheibchen etc. Dazu bekomme ich 5 Schälchen mit eingelegter Gurke, Chili ( hust-hust), Rettichstückchen, Tofu und so weiter. Es ist sehr lecker! Dazu wird Wasser gereicht. Kaum einer bestellt hier offenbar ein Getränk. die Rechnung kommt gleich mit dem Essen, und es ist üblich, wie in China ja auch, gleich aufzuspringen, wenn man fertig ist.


Der Weg zur U- Bahn ist leicht zu finden, dort muss ich gut aufpassen, damit ich richtig umsteige. 
Gar nicht so einfach , wenn es so viel zu sehen gibt.  Z.B. Die neue Mode für junge Damen, superkurze  Shorts, dazu Gummistiefel und oben meist ein lockerer Pulli, vielleicht auch mal ein hübscher Mundschutz dazu.



Faszinierend finde ich die Welt der Smartphone- Benutzer in der U- Bahn. 
Einer grinst und macht zwischendurch Zahnpflege mit dem Fingernagel, um dann wieder entzückt weiter zu lesen. Der Nachbar tippt und bewegt dazu ständig die Lippen, ein junges Mädchen im Schottenrock lächelt selig aufs Display. Der Hit ist ein Mann, der -sorry- genüsslich in der Nase bohrt, dann tippt und das gleiche Experiment im anderen Nasenloch wiederholt.
Junge starren auf das Smartphone, ältere Damen tragen quietschebunte Turnschuhe und kauen Kaugummi,  die älteren Herren sinnieren oder lesen Zeitung.  Man kann also richtige Studien betreiben und ein Buch schreiben .
Es gibt viel zu sehen !



Da alles so spannend ist, steige ich versehentlich bei Oksu aus statt um, aber eine junge Frau entwirrt meine Verzettelungen.



Alles wird gut, und der kurze Weg entlang der Schnellstraße  auf dem schmalen Randweg ist schnell geschafft. Schwieriger wird es dann schon bei den 60 steilen Stufen bergauf. Es ist nämlich immer noch sehr schwül, und das fährt mir in die Glieder.
Madame Lee putzt gerade Kinderzähne. 
Herr Lee sitzt wieder auf dem Boden an einem niedrigen Kindertischchen vor dem Klavier und ist selig mit seinem Laptop. Hinter ihm steht die unbenutzte Couch, hinter der 2 Betten zusammengeschoben sind, auf denen das Paar schläft, das Kind daneben. Ich kann verstehen, dass sie nach 1 Jahr schon nicht mehr vermieten will. Sie leben auf sehr engem Raum, weil sie ja insgesamt 3 Zimmer bei airbnb zur Vermietung angeboten haben. 
Als erstes mache ich in meinem Zimmer die Klimaanlage an , schaue aus dem Fenster und sehe, dass die Autoschlange über den Hanfluss  immer noch kriecht.
20 Uhr 30. Jetzt ist Feierabend.

3 Kommentare:

  1. Schade um die Fotos, Uta!
    Wie ich dich kenne, wirst du schon einen Ausweg finden.
    Aber sonst: Bisher klang dein Bericht sehr lustig, ich glaube nicht, dass du bei einer Gruppe auch so viel Lustiges gesehen hättest!
    Weiter so!!!
    Hier wird es jetzt kühler.
    Tschüss!
    Anonyma

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  2. Ein Hoch auf en tüchtigen Henryk!

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  3. Echt vergnüglich, Dich begleiten zu dürfen:-)
    Danke!
    Wünsche Dir noch viele schöne, erhellende Abenteuer und Begegnungen.
    Klaus O.

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