Mittwoch, 4. September 2013

Mittwoch.... Museumstag...


Nach 2 Haltestellen mit der "Green Line" erreiche das "National Museum of Korea".





Ich bin sehr angetan von dem Gebäude und begeistert von dem, was geboten wird.
Die Räume sind grosszügig gestaltet, Beleuchtung und Belüftung super. 
Es ist das grösste Museum im asiatischen Raum und zeigt 150.000 Exponate. Kein Wunder, dass das nicht zu schaffen war in meiner kurzen Besuchszeit.
Es wird ausdrücklich erwähnt, dass das Museum, ohne großen Lärm damit zu machen, mit Nordkorea positiv zusammenarbeitet und dass es dadurch auch zum Austausch von Kulturgütern käme, die man sonst nie zu sehen bekäme.
Parterre schaue ich mir gründlich an, dort geht es um die Urgeschichte bis hin zur Frühen Neuzeit Koreas.



500 Jahre alte Grabmalereien:


Goldene Schuhsohlen:


Besonders haben es mir Figuren und Schmuck angetan.









 Ein paar Räume sind der sehr interessanten Silla- Periode gewidmet, die ich mir eigentlich auf einer Rundreise durch den Südosten genauer ansehen wollte. In dieser Zeit um 500 kam der Buddhismus in Korea in seine erste Blütezeit.





Auch die Joseon- Periode kommt nicht zu kurz. Ihr begegnet man ja in den Palästen Seouls auf Schritt und Tritt. Ab etwa 550 bis um 1900 wurde dann der Buddhismus in Korea von Staats wegen zwar nicht verboten, aber in manchen Zeiten stark unterdrückt. Das ist auch wohl eine Erklärung dafür, dass man in den Palästen keine einzige Statue sieht.

Im 1. Stock lagern Schenkungen aus aller Welt und Kalligrafien, und es werden  buddhistische Malereien  ausgestellt. Hier lege ich einen Schnelldurchgang ein. Meine Zeit ist leider zu begrenzt.



Im 2. Stock sieht man Gegenstände aus dem gesamten asiatischen Raum, besonders interessante Stücke aus Zentralasien bzw. Seidenstraße. Da komme ich nicht so flott voran.





Außerdem gibt es wunderschöne buddhistische Skulpturen aus ganz Korea zu sehen.










Draußen ist es brütend heiß. Mein Schirm ist mittlerweile von dem bisschen Wind, der hier weht, völlig zerfleddert. Das Prachtstück sollte länger halten, stammt es doch aus Kuala Lumpur und hat eine metallene Beschichtung gegen die Sonne.


Ich gönne mir eine kurze Rast und verzehre einen "Potatoehotdog", das ist ein aufgespießtes Würstchen, völlig von einem Kartoffelteig ummantelt und durch die Fritteuse gezogen.  Schmeckt erstaunlich gut !


Da ich mir schon  die Grenzbesichtigung spare, will ich mir wenigstens die War Memorials of Korea" und das dazugehörige Museum ansehen, nur 3 Stationen mit der U-Bahn entfernt.




.

Die Namen von tausenden Soldaten aus verschiedenen Ländern, die Südkorea unterstützt haben, sind ganze Gänge lang in große Steintafeln gemeißelt. Die unendlich vielen amerikanischen Namen sind nach US- Bundesstaaten zusammengefasst worden.

Draussen ist allerlei Kriegsgerät ausgestellt, vom Panzer bis zu Raketen, einem Schiff und Flugzeugen.

    


Am Hauptzugang zum  Museumskomplex steht ein schmales hohes Mahnmal mit martialisch furchterregend aussehenden Kämpfern um die Basis des Monumentes herum gruppiert, sozusagen als kämpfende Truppe. Das lange lange schmale Mal soll 2  betende Hände darstellen. Wie es im Prospekt heisst, wird auch um Frieden und  Versöhnung gebetet. Gemerkt habe ich davon nicht so viel.



Über einem begehbaren Steinhügel steht die Statue der 2 Brüder, die nach einer wahren Geschichte gestaltet ist, die auch verfilmt wurde. Ich habe den Film kürzlich erst gesehen, er ist ergreifend und zeigt die Geschichte zweier Brüder, die als junge Männer in den Krieg mussten, letztendlich einer auf der nord-,  der andere auf der südkoreanischen Seite landete. So trafen sie sich auf dem Schlachtfeld wieder, und einer der beiden kam um.

 

Im Museum werden die Kriege zwischen dem Norden und dem Süden ausführlich behandelt.




Nordkorea scheint nichts weiter zu sein als Feindesland, es scheint kein Interesse an Wiedervereinigung zu bestehen. Jedenfalls kommt es mir so vor, im Museum, draußen und in Gesprächen mit Koreanern.
Es wird er ein Feindbild regelrecht gepflegt, man kann sich drinnen so eine Art Realityshow ansehen, wo es kracht, donnert und nach Schießpulver riecht. Auch gibt  es Extraräume, in denen man an Gewehren das Schießen selber ausprobieren kann.



Die Darstellungen sind ziemlich drastisch. Aber wie soll man auch sonst Kriege darstellen, wenn man in einer bedrohten Zone lebt.

Als Kontrast dazu wird in den Aussenanlagen ständig sanfte, klassische Musik abgespielt, was mich anfänglich stark irritiert. Spazierengehen zwischen übrig gebliebenem Kriegsgerät bei Softklassik.
Für heute reicht es mir, ich habe gestern zu viele Treppen bewältigt. Ich versuche es einmal mit den Fahrstühlen und Rolltreppen, die ich finde.


Tatsächlich klappt es auch 3x,  aber einmal muss ich  zurückrudern, da ich am falschen Ende rauskomme.  
Auf dem Heimweg treffe ich noch an einem Riesenaufgebot von Feuerwehrautos.  Es hat gebrannt, mitten in der Stadt. Ein ganzes Wohnhaus von der älteren Sorte ist total abgekokelt.


Unterwegs stelle ich fest, dass hier sogar die Bäume nummeriert sind.


Hoi erklärt mir, dass überall die Bäume Nummern hätten, auch die Elektrizitätsmasten. Dies sei wichtig, damit man bei einem telefonischen Hilferuf immer genau angeben könne, wo man sich befindet.

Um 19 Uhr gibt es Abendessen, ich bin heute bei meinen Vermietern eingeladen. Es gibt gutes koreanisches  Essen mit diversen Gemüsesorten und natürlich Kimchi.

Hong taut nach und nach mehr auf, und so kommen zunehmend offenere Gespräche zustande, wenn Hoi nicht dabei ist.
So scheint sie froh zu sein, wenn der Mann ab und zu auf längeren dienstlichen Auslandsreisen ist. Dann habe sie ihre Ruhe, könne entspannen. Auf den Reisen ihn zu begleiten, das käme ihr nicht in den Sinn. Dann habe sie ja ganztags den Sohn am Rockzipfel. Da sei es schon besser, sie bliebe hier, und er geht brav täglich viele Stunden in den Kindergarten.

Schlafen, Trinken, Rauchen, das sei das Einzige, was ihren Mann interessiere. Er habe kein Hobby , interessiere sich für gar nichts.

Er arbeitet für eine ausl. Firma, was den Vorteil hat, dass er nicht täglich von morgens bis abends ins Büro muss, die koreanischen Männer in koreanischen Firmen kämen im Allgemeinen sehr spät nach Hause. Er könne auch von zu Hause arbeiten und es langsam angehen lassen. 
Heute schlurft er zuerst zur Akupunktur, dann zum Friseur, danach sitzt  er am PC, und seine Frau stört ihn und lässt  ihn meinen Koffer die Treppe hinunter schleppen, freiwillige Anstalten waren nicht zu erkennen.
Seine picklige Brust schaut aus einem gewelltem T-Shirt- Ausschnitt heraus, das er zu einer Art Schlafanzughose trägt.
Heute haben sie mich zum Essen eingeladen. Am Abend zuvor glänzte  er auch schon mit dem komischen T- Shirt, das aussieht, als hätte man mehrfach versucht, es mit dem Ausschnitt einem Elefanten über den Kopf  zu ziehen.  An den anderen Tagen trug er ein Unterhemd, das sah dagegen gepflegt aus.

Er ist ein ruhiger, freundlicher Vertreter, der wenig und leise spricht, viel in sich hinein lächelt.
Das Essen ist sehr gut. Es gibt Reis, Kimchi, Schweinefleisch und diverse andere Beilagen. Sie scheint nicht gerne zu kochen. Das Essen hat eine Frau gemacht, die wohl 1x in der Woche im Haushalt hilft. Sie macht auch den ganzen Kimchi- Vorrat für die Familie, der dann in die Truhe kommt, die Ausmaße hat, wie bei uns eine große Gefriertruhe. Links wird das Kimchi gelagert und rechts das  frische Obst oder Gemüse.
Beim Essen strahlt Hoi und meint, er sei ein sehr guter Koch, er könne dies und das zubereiten. Nur Lust habe er dazu keine.
Sie scheint unternehmungslustiger zu sein, war ja auch schon von Berufs wegen 2 oder 3 Jahre in Afrika. Sie träumt heute schon davon, dass sie in 6 Jahren mit Hoi und dem dann 10- jährigen Sohn eine Europareise mit dem Auto macht, so wie sie es vor Jahren schon einmal mit ihrer Mutter gemacht hat.
Hauptthemen sind aber immer wieder die Erziehung und die Schul- sowie Uniplanung für den Sohn. Das wird alles bereits in frühester Kindheit akribisch zurecht gelegt. So haben die Beiden jetzt bereits einen neuen Umzug im Auge, wenn der Junge ins Gymnasium kommt. Dann soll er es nicht so weit in eine gute Schule haben, was auch den Vorteil habe, dass die Arbeitsstelle des Mannes dann näher sei.


Nun geht es ans Packen. Morgen ist meine Zeit in Seoul um. Es hat mir gut gefallen, ich hätte mich noch ein paar Tage beschäftigen können.
Das Landesinnere würde mich interessieren, es müsste besonders schön im Oktober sein, wenn sich die Blätter färben.  

1 Kommentar:

  1. Das habe ich doch schon vor ein paar Tagen bemerkt, du hättest für Korea viel mehr Zeit einplanen müssen-!
    Ist die Ehe dieser beiden auch arrangiert worden?
    Museum: Besonders hatte es mir eine Figur angetan, die wahrscheinlich aus Messing ist. Das Reittier sieht aus, als hätte man einen Elefanten mit einem Pferd gekreuzt. In diesem Museum hätte ich auch eine Menge Zeit gebraucht...
    War auch etwas von der echten Frühgeschichte dabei (Steinzeit)?
    A.

    AntwortenLöschen