Montag, 2. September 2013

Auf der Mauer ....

Dienstag, 3.9.

Um halb 11 verlasse ich das Haus.  Heute geht es raus in die Natur.
Dazu muss ich aber erst einmal durch die langen U-Bahn- Wege hindurcharbeiten.




In den ellenlangen U- Bahnstationen und der Stadt gibt es  (gefühlt) mehr  Wc's als Mülleimer... die Benutzung der Wc's ist kostenlos.... In der ganzen Stadt sind übrigens Mülleimer Mangelware, keine Ahnung, wie das funktioniert, es ist relativ sauber.
Fusslahm darf man hier besser  nicht sein. Es gibt nur wenige Fahrstühle in den U- Bahnbereichen,  viele Rolltreppen, aber lange nicht überall.
Rollstuhlfahrer können bei vielen Treppen Hilfe anfordern und auf einer großen metallenen Plattform die Treppen überwinden.


Ansonsten heißt es: Treppensteigen, Treppensteigen, Treppensteigen.
Soll ja sehr gesund sein.
Heute habe ich mal gezählt. Vom Ausstieg aus der Bahn bis auf die Strasse sind es 102 Stufen !

Gestern in Insadong musste ich mal wieder Hans - Guck- in- die- Luft spielen. Prompt bin ich mit meinem Wackelknöchel umgeknickt und darf ab heute wieder mit der Schiene laufen.
Nun bin ich trotzdem auf dem Weg in die bergige Randzone von Seoul, wo man die alte Stadtmauer erwandern kann. Den Pass muss man dabei haben, sonst gibt es keinen Einlass.
Es ist militärisches Sperrgebiet, wie ich später erfahre.


2x Umsteigen und bei Anguk den Bus 02 nehmen. Der Busfahrer ist so nett, mir Bescheid zu geben, als ich raus muss. Es ist alles nur Koreanisch beschriftet.

Dann geht es 10 Min. den Berg hoch und immer weiter durch den Wald. 

Es sind nur sehr wenig Leute unterwegs, die Hinweisschilder auf Koreanisch. o.k.  Sollte ich dann überfallen werden, hat der Räuber gleich Pass UND Kreditkarte, denn ohne Pass kommt man nicht rauf auf die Mauer. Ich bin aber nicht besorgt, Korea ist ein sicheres Land -  heisst es.


Ab und zu marschiert dann doch mal jemand vorbei. Diese Dame ist völlig eingepackt gegen die Sonnenstrahlen. In der Stadt sieht man mehr Leute, die sich in Weiss gewickelt haben. Auch Männerarme kann man so verstecken.


Bald lerne ich Ken Jun aus Kalifornien kennen, der mit 71 ins Land seiner Vorfahren zurückgekehrt ist.
Wir zeigen den Pass vor, füllen das  Formular aus  und bekommen eine Karte mit Nummer um den Hals gehängt. Diese darf nicht entfernt werden, und überhaupt hat man sich streng an alle Regeln zu halten!
Als da wären:       Nicht den Pfad verlassen, nur da fotografieren, wo es nicht verboten ist, genug Wasser mitnehmen etc.






Nach dem ersten Wachturm trennen sich unsere Wege, er will die ganze Runde wandern, und das dauert ein paar Stunden. Mir ist das zu viel.


An der nächsten Ecke muss ich schon mein erstes Foto löschen, weil ein Wachturm drauf ist. Alle paar Meter stehen junge Männer im Sportdress und passen höllisch auf. Ebenfalls alle paar Meter gibt es einen Wachturm mit 1 oder 2 Soldaten drin.

Gen Norden darf man nicht knipsen, schon mal gar nicht ein Wachhäuschen oder Stacheldrahtrollen unterhalb der Mauer, und nach der anderen Seite hin darf kein Foto gemacht werden, weil da das "Blue House" des Präsidenten  steht.


Auf dem Rückweg findet dann eine Fotokontrolle statt, ein junger Mann blättert alle durch. 2 muss ich löschen, da  Stacheldraht zu sehen ist. Wie er das wohl bei Leuten macht, die noch echte Filme benutzen ?

Die Befestigungsmauer ist 500 Jahre alt , so gut modernisiert, dass sie fast wie neu aussieht. Man hat wunderbare Aussichten auf die Stadt , die Mauer, den Wald und die Berge. Die Luft ist klar, der Himmel blau, kein Autolärm,  was will man mehr. 
Da lohnt es sich direkt, ein Mittagspicknick  zu machen. Bänke gibt es nicht, auf die Mauer setzen darf man sich nicht, also lasse ich mich auf den Holzstufen zu der Soldatenunterkunft nieder. Daran nimmt keiner Anstoß. Ein Müsliriegel, eine Banane und Wasser. Schon bin ich  fit für den Weg zurück in den Autolärm und Gestank.


Ich  nehme den Bus nach unten und setze mich ins Caffe Pascucci, wo es Wifi gibt, guten Kaffee und Käsekuchen.
Gegen 16 Uhr erreiche ich die Palastanlage Changdeongkung, seit 1997 Weltkulturerbe ist.
Genau wie Gyeonbokgung sind die Ausmaße riesig. Auch dieser Palast stammt aus der Zeit der Joseon Dynastie um 1405.



Es gefällt mir zwar, ich finde es aber insgesamt relativ leblos. Die wenigen Besucher verlaufen sich fast auf den Flächen oder verschwinden zwischen den Häuserkomplexen.





Der Palast der Konkubine grenzt sich äußerlich durch niedrigere Häuser mit weniger Schmuckelementen von dem der 1. Gattin des Herrschers ab, wirkt aber etwas gemütlicher auf mich.
Auch Türen und Fenster sind liebevoller gestaltet.




Nun habe ich Hunger. Es ist schon nach 18 Uhr. Ich steuere den Ausgang an.



 

 

Auf der Suche nach einem Lokal begegnet mir  Unhyeongung, eine keine Palastanlage, die mir am besten von allen gefällt. Sie stammt aus der Zeit um 1860. Sie ist überschaubar, und man fühlt sich nicht so verloren, auch wenn keine 10 Leute unterwegs sind.



Auf dem Gelände des Palastes wurde heute eine Ausstellung über traditionelle und moderne koreanische Pinsel eröffnet, und ich kam so gleich in den Genuss, den Künstler zu treffen. Seine Tochter und er wollten unbedingt auf ein Foto mit mir. Die Tochter zeigt mir noch einen Pinsel mit langem Griff aus purem Gold. Die Millionen Won, die er kosten würde, konnte ich mir nicht merken.




 


Ohne es zu merken, war ich in Insadong gelandet. 


Dort finde ich rasch ein ansprechendes Lokal mit traditioneller koreanischer Küche, das Gaesong. Ich habe 6 riesige Teigtaschen in klarer Brühe gegessen. Dazu gibt es natürlich Wasser, Kimchi, eingelegten Rettich und eingelegten Kohlrabi. Ich muss sagen, die koreanische Küche gefällt meinem Gaumen sehr.




Ziemlich kaputt treffe ich um kurz nach 20 Uhr in meiner Unterkunft ein. 

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